Blog Frankreich 16. November 2015

Wir trauern um die Opfer der Anschläge von Paris

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugend@Amnesty-Treffens in Passau gedachten bei einer Mahnwache am 14. November 2015 der Opfer der Terroranschläge in Paris.

Amnesty International verurteilt die Anschläge vom 13. November in Paris. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien.

Selmin Çalışkan ist seit März 2013 die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland.

 

Die Terroranschläge in Paris auf ganz normale Bürger und Bürgerinnen, die den Freitagabend genießen wollten, haben uns zutiefst erschüttert.

Es sind Anschläge gegen die Menschlichkeit, gegen einzelne Menschen und deren Familien, gegen ein ganzes Land.

 

Wir von Amnesty International drücken den Betroffenen, deren Familien und Freunden unser tief empfundenes Beileid aus.

Die Anschläge schüren erneut die Angst, dass auch wir in Deutschland zukünftig ins Visier geraten könnten. Aber ob uns beispielsweise eine massenhafte Überwachung wirklich davor schützt? Darauf haben die Anschläge auf die Charlie-Hebdo-Redaktion und einen jüdischen Supermarkt im Januar bereits eine Antwort gegeben: Nein. Diese Anschläge konnten auch trotz Vorratsdatenspeicherung in Frankreich nicht verhindert werden.

In diesen Tagen trauern weltweit Millionen Menschen. Doch es wird in den sozialen Netzwerken auch Stimmung gegen Flüchtende gemacht und gefordert, die Grenzen zu schließen und alle zurückzuschicken. Dabei sind diese Menschen genau vor solch einem jahrelangen Terror zu uns geflüchtet, in der Hoffnung, bei uns endlich sicher leben zu können. Von diesen Menschen wird wohl kaum jemand Verständnis für die Terroranschläge haben.

Wir alle sind nun in der Verantwortung, uns in die gesellschaftliche und politische Debatte einzumischen und in den Gesprächen in unserem sozialen Umfeld wachsam und besonnen zu reagieren und nicht denen das Feld zu überlassen, die Deutschland und die EU in Christen und Muslime, Deutsche und Nichtdeutsche, Flüchtlinge und Nicht-Flüchtlinge spalten wollen. Sie schüren Angst vor Terrorismus und Überfremdung. Das dürfen wir nicht zulassen!

Es gibt aber auch sehr viele positive und kluge Stimmen in den sozialen Netzwerken. Dort habe ich zum Beispiel gelesen:

Menschen, die zu Allah beten, sind Moslems.

Menschen, die für Allah töten, sind Islamisten.

Menschen, die vor Islamisten fliehen, sind Flüchtlinge.

Wir alle können unsere Augen nicht vor dem verschließen, was in der Welt passiert. Wenn Menschen irgendwo anders auf der Welt getötet, gefoltert, vertrieben werden, hat das auch Auswirkungen auf uns hier in Deutschland.

Amnesty weist die Bundesregierung immer wieder darauf hin, dass sie sich für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit stark machen muss, um Zivilisten, die ins Visier von bewaffneten Gruppen geraten, nicht im Stich zu lassen.

Sie darf keine Waffenexporte in Länder mit einer schlechten Menschenrechtsbilanz genehmigen, und muss sich auch außerhalb von Deutschland für die Menschenrechte von Flüchtlingen einsetzen.

Das werden wir auch in den nächsten Jahren unbeirrt und noch stärker fordern, denn Sicherheit hier und in anderen Ländern ist nur zu erreichen,

 

- wenn Menschen überall auf der Welt genug für sich und ihre Familien haben,

- wenn es einen funktionierenden Rechtsstaat und Gerechtigkeit gibt,

- wenn Minderheiten nicht diskriminiert werden,

- wenn es Meinungs- und Versammlungsfreiheit gibt,

- und wenn Menschen sich friedlich zusammenschließen dürfen, um ihre Interessen zu verfolgen.

Kurz gesagt: Sicherheit kann es nur geben, wenn die Menschenrechte aller Menschen respektiert und eingehalten werden, und wenn auch die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger begreifen, dass man Krisen nur dann richtig begegnet, indem man die Menschenrechte ganz oben auf die Tagesordnung setzt.

Und dafür stehen wir als globale Menschenrechtsorganisation ein - gerade in solch herausfordernden Zeiten wie diesen.

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